Sonstiges

Lappersdorf und seine Geschichte

Wenn man von der Mündung des Regens eine halbe Stunde am rechten Ufer flußaufwärts wandert, gelangt man nach Lappersdorf. Noch vor einem halben Jahrhundert säumten den Weg ab Steinweg nur Felder und Wiesen. Höchstens ein paar Pferdefuhrwerke waren gelegentlich auf der schmalen Schotterstraße zu sehen. Heute ist dies eine der wichtigsten Verkehrsadern in den nördlichen Landkreis, von Häusern dicht umgeben. Lappersdorf und die umliegenden Ortschaften haben in den letzten dreißig Jahren einen ungeahnten Aufschwung genommen, haben den vormals ländlichen Charakter weitgehend abgelegt und sind zu beliebten Wohngebieten geworden.

Im Bereich der heutigen Gemeinde Lappersdorf fanden sich Spuren von frühester Besiedelung. Ein Rastplatz aus der Mittelsteinzeit (ca. 10000—6000 v. Ohr.) konnte zwischen Rehtal und Tremmelhauserhöhe ebenso nachgewiesen werden wie ein Grabhügelfeld aus der Bronzezeit (ca. 1600 v. Chr.) Allerdings hatte dieser Raum nie eine größere Bedeutung; so ist es zu erklären, daß urkundliche Erwähnungen erst im Mittelalter einsetzen.

In einer Urkunde des Papstes Lucius III. vom 28. Februar 1185 wird Lappersdorf erstmals genannt; der Kirche St. Cassian in Regensburg werden hier Besitzungen attestiert. Aufschlußreicher ist ein erst vor wenigen Jahren entdeckter Eintrag im Traditionsbuch des Klosters St. Paul / Mittelmünster in Regensburg. Er dürfte aus dem frühen 11. Jahrhundert stammen. Eine Nonne namens Judith, eine Adelige aus der Familie der Grafen von Pettendorf-Lengfeld-Hopfenohe, schenkt ihren Hof in Lappersdorf besagtem Kloster, das ihn dann noch vor 1200 dem Kloster St. Emmeram vermacht. Dieser sog. Emmeramer Amtshof, zwischen dem heutigen Friedhof und der Hauptstraße gelegen, war die Keimzelle von Lappersdorf. Im 13 Jahrhundert siedelte außerdem der bayerische Herzog, der wohl auch einige Grundstücke der genannten Grafen ererbt hatte, am Regen kleine Bauern an.

In der Folgezeit sind Rechte und Besitzungen in Lappersdorf bezeugt für St. Emmeram, Obermünster, Niedermünster, St. Mang, Prüfening, St. Johann, Kloster Pettendorf (Adlersberg), das Regensburger Domkapitel und das St. Katharinen-Spital. Die Bewohner des Ortes lebten überwiegend von der Landwirtschaft, wobei vor allem Wein angebaut wurde. Ihn hatten römische Soldaten nach Deutschland gebracht, und er gedieh nicht nur — wie vereinzelt auch heute noch — an den Hängen des Donautales, sondern auch am Regen; Weinberge sind auch für Kareth, Hainsacker und Oppersdorf belegt. Daneben gab es am Regen einige Fischer. Versuche im 14. Jahrhundert, auch Hopfenbau einzuführen, scheiterten bald, und der Weinbau ging auch Schritt für Schritt zurück. In den folgenden Jahrhunderten traten wohl keine größeren Veränderungen ein. Der Raum um Lappersdorf lag stets im Schatten der Geschichte, am meisten sogar der Ort selbst, der an Bedeutung von Oppersdorf und Hainsacker übertroffen wurde. Als im Jahre 1713 die Pest 63 Todesopfer forderte, war Lappersdorf fast ausgestorben; der Überlieferung nach blieb nur ein Haus von der Seuche verschont.

Als durch die Edikte der Jahre 1808 und 1818, deren Initiator Graf Montgelas war, in Bayern erstmals politische Gebietskörperschaften gebildet wurden, war es deshalb ganz natürlich, daß die Gemeinde, die bis 1978 Bestand haben sollte, den Namen Oppersdorf trug. Zwar war Lappersdorf damals einwohnermäßig schon etwas größer — eine Quelle aus dem Jahr 1840 spricht von 34 Häusern und 233 Einwohnern in Lappersdorf, von 29 Häusern und 157 Einwohnern in Oppersdorf -, aber das konnte nicht darüber hinwegtäuschen, daß in Oppersdorf die Reichen saßen und Lappersdorf das Armenhaus der Gemeinde bildete. Die Oppersdorfer Bauern mußten für die Lappersdorfer Häusler und Arbeiter hohe Armenlasten erbringen, und so stellten sie in den Jahren 1863, 1882 und 1905 den Antrag, Lappersdorf aus dem Gemeindeverband auszugliedern und zu einer eigenständigen Gemeinde zu machen. Wie begehrt Oppersdorf war, zeigt auch ein Antrag der Bürger von Lorenzen aus dem Jahre 1925, die ihre Gemeinde Hainsacker verlassen und sich Oppersdorf anschließen wollten; freilich spielten hier auch interne Spannungen zwischen Lorenzen und Hainsacker eine Rolle.

Um die Jahrhundertwende war die Gemeinde Oppersdorf, die erst 1958 in Lappersdorf umbenannt wurde, noch sehr klein; bedingt durch den Ersten Weltkrieg ging die Bevölkerungszahl von 1910 bis 1919 von 871 sogar auf 844 zurück. Erst 1933 war die Tausendergrenze überschritten. Nach dem Zweiten Weltkrieg zogen über 300 Flüchtlinge zu. Die sprunghafte Aufwärtsentwicklung setzte erst nach 1960 ein. Die Einwohner stiegen von 2413 im Jahre 1960 auf 5445 im Jahre 1977. In dieser Zeit wurden viele herrliche Neubaugebiete ausgewiesen, etwa der Hohe Sand, auf dem heute mehr als 1600 Menschen leben; vor dreißig Jahren standen dort nur drei Häuser.

Im Jahre 1978 lösten sich im Zuge der Gebietsreform die bis dahin selbständigen Gemeinden Hainsacker, Kareth und Lappersdorf auf und schlossen sich zu einer neuen Einheitsgemeinde zusammen. Irgendwie gehörte dieser Raum schon immer zusammen und war durch vielfältige Verflechtungen miteinander verbunden — trotz der Spannungen, die es zwischen einzelnen Ortschaften gab, die heute freilich weitgehend abgebaut sind. Nach mehr als 12 Jahren Großgemeinde kann man sagen, daß es eine glückliche Entscheidung war, daß sich die Vereinigung gelohnt hat. Mit mehr als 11 000 Einwohnern ist die Gemeinde heute die zweitgrößte des Landkreises und die neuntgrößte Kommune der gesammten Oberpfalz, alle Städte eingeschlossen.

Gerade in den vergangenen 12 Jahren ist viel geschehen. Neue Wohngebiete wurden in Kareth, Lappersdorf, Oppersdorf, Lorenzen und Hainsacker ausgewiesen. Die Kanalisation wurde erweitert, so daß heute rund 96 Prozent aller Anwesen an die Abwasseranlage angeschlossen sind. Alte gemeindliche Gebäude wie das ehemalige Wasserhaus in Kareth und das frühere Schulhaus in Hainsacker wurden unter hohem Aufwand restauriert und gemeinnützigen Institutionen, etwa der ambulanten Krankenpflegestation, der Pfarrbücherei und den Vereinen, zur Verfügung gestellt. In Oppersdorf entstand ein Dorfheim, das den örtlichen Organisationen Raum zur Entfaltung bietet. Die Kirchenstiftungen erhielten für Kindergärten, Kirchenrenovierungen und Pfarrheime großzügige Zuwendungen. In Lappersdorf wurde die Ortsdurchfahrt saniert und zu einem verkehrsberuhigten Bereich umgestaltet, Glanzstück aber ist die Erweiterung des Sportzentrums durch Stadion und Dreifachturnhalle; auswärtige Besucher sprechen von einer der schönsten Sportanlagen der Oberpfalz. Bei alledem wurde stets darauf geachtet, die Umwelt zu schonen. So erhielt dann auch die Gemeinde im Jahr 1990 beim landesweiten Wettbewerb , "Unsere Umwelt — naturbewußt gestaltet" innerhalb des Landkreises Regensburg den ersten Preis.

Ein Stillstand ist nicht abzusehen. Zur Zeit entsteht ein neuer Bauhof; ferner ist die Gemeindebücherei zu einer modernen Bibliothek umgebaut; eine Turnhalle in Hainsacker für Schule und Sportverein ist bereits in der Planung.

So hat sich also der ursprünglich weitgehend unbedeutende Raum um Lappersdorf binnen weniger Jahrzehnte erfreulich entwickelt, und viele zufriedene Menschen bezeugen, daß sie hier gerne wohnen.

Quelle:
Auszug aus einer Broschüre der Marktgemeinde Lappersdorf aus dem Jahre 1991;
Autor:
Klaus Karl, 2. Bürgermeister

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Copyright by Albert und Christian, Kareth / Lappersdorf, 09.11.03
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